Ein Beitrag von Mathias Bonk und Ole Döring

für die Zeitschrift für medizinische Ethik, Ausgabe 3 / 2022, 68. Jahrgang

Einleitung

Gesundheit ist, laut der Verfassung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), seit 1946, ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen“.

Global kann in diesem Zusammenhang zweierlei bedeuten: zum einen alle realen Subjekte, die sich in diesem Zustand befinden (sollen) und zum anderen die abstrakte Einheit aller Faktoren des ‚Wohlergehens‘, die ‚Gesundheit‘ ausmachen. Als globale Gesundheit verstehen wir daher die Gesamtheit der Zustände aller Menschen auf der Erde hinsichtlich ihres Wohlergehens, und darauf bezogen das Konzept der Globalen Gesundheit
als philosophischer, soziologischer oder politischer Leitbegriff mit programmatischer Bedeutung. Das politische Bewusstsein und die entsprechende Aufmerksamkeit für soziale Fragen hat sich, angetrieben durch Globalisierungsprozesse und verschiedene geopolitische und soziokulturelle Entwicklungen, in den vergangenen drei Jahrzehnten national und international stärker herausgebildet, und zunächst besonders in der Millennium-Entwicklungsagenda der Vereinten Nationen niedergeschlagen. Dabei spielte, nach dem Fall des Eisernen Vorhangs Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre, ein multilaterales Interesse an einer friedlicheren, gerechteren und gesünderen Welt eine große Rolle.

Somit weist ‚Globale Gesundheit‘, inhaltlich und konzeptuell, über politische und soziologische Fragestellungen hinaus, auf eine ethische Gesamtperspektive, die medizinische Aufgaben in einen Zusammenhang mit verschiedenen Lebenswirklichkeiten, ökonomischen und Werte-Vorstellungen bringt. Sie stellt die Menschheit vor die Aufgabe, Anspruch und Wirklichkeit von ‚Gesundheit‘ miteinander in Übereinstimmung zu bringen.

Hieraus ergibt sich eine Reihe von Fragen zur derzeitigen Lage der globalen Gesundheit:
– Wie steht es um das Ziel, Gesundheit für alle Menschen weltweit zu erreichen?
– Sind wir auf dem richtigen Weg, um eine gesunde Welt zu schaffen?
– Gibt die Globale Gesundheit selbst in Zeiten zunehmender weltweiter Krisen eine gemeinschaftliche Vision, an der sich Politik, Wissenschaft und Gesellschaft in Ihrem Handeln orientieren können?
– Was kann Ethik hierzu beitragen?

Im Folgenden werden wir die historische Entwicklung zur Globalen Gesundheit überdie letzten Jahrzehnte nachzeichnen und dabei die wichtigsten Strukturen, Akteure, Probleme und Zielsetzungen benennen. Eine vorläufige Bestandsaufnahme angesichts zugespitzter Krisenlagen leitet dann zur Diskussion der Frage über, welche Rolle Ethik im Rahmen der Globalen Gesundheit spielt und welchen konstruktiven Beitrag sie angesichts
der laufenden Dramatisierung und Unübersichtlichkeit der globalen Gesundheit leisten kann.

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