Das neue Coronavirus ist bezeichnend für die Lage der Welt!
Die Coronavirus-Krise ist leider symptomatisch geworden für den Zustand unserer globalisierten, aber von nationalen Interessen dominierten Welt. Wir haben ein Problem, das viele Menschen auch international betrifft. Wir haben fast alle Mittel und Wege um Lösungen für dieses Problem zu finden und umzusetzen (z.B. zeitnahe Informations- und Wissensvermittlung, Diagnoseverfahren usw.). Wir haben eine multilaterale Institution, die WHO, die die globale Antwort leiten und koordinieren sollte. Es gibt mit den Internationalen Gesundheitsvorschriften sogar ein für alle Länder rechtlich verbindliches Abkommen für diesen Bereich. Doch politische und wirtschaftliche Gründe, eine Flut an Gerüchten und Halbwahrheiten und eine in vielen Ländern verbreitete nationalistische und populistische Tendenz, stehen nicht nur einer gemeinsamen, schnellen Lösung des Problems im Weg, sie verstärken dieses noch. Das Vertrauen in eine multilaterale Zusammenarbeit zum Wohle aller geht durch die Alleingänge vieler Länder, die teilweise weitreichende Maßnahmen entgegen der WHO Empfehlungen durchführen, zunehmend verloren.
Wir brauchen daher u.a. auch eine Reform des bestehenden Systems zur Bestimmung eines Gesundheitsnotstands von internationaler Bedeutung (Public Health Emergency of International Concern), die es der WHO ermöglicht früher und stufenweise auf eine Ausbruchsituation zu reagieren, um den genannten Herausforderungen und Reaktionen zuvorzukommen. Solch eine Reform bedarf allerdings eines multilateralen Dialogs und einer Einigkeit zwischen allen WHO Mitgliedern, wobei insbesondere Länder wie China und die USA sich hier quer stellen könnten. In unserem globalen Zeitalter, in dem wir den Multilateralismus und starke Institutionen unter dem Dach der Vereinten Nationen zur Lösung vieler Probleme dringend brauchen, wird dieses leider nur schwierig zu verwirklichen sein. Zudem werden viele andere Krisen (z.B. Mütter- und Kindersterblichkeit, Hungersnöte, humanitäre Krisen etc.), die eine weitaus größere Bedeutung für die globale Gesundheit haben als das Corona-Virus, zunehmend vernachlässigt. Trotz allem sollten wir nicht verzweifeln, oder wie es Mike Ryan, der Exekutivdirektor des Emergency Programms sagte: „We are not helpless, it is not hopeless!“
(Ein Kommentar von Mathias Bonk)