[bsf-info-box icon_size=“32″ title=“Zusammenarbeit“]Kooperationen mit Osteuropa[/bsf-info-box]
[bsf-info-box icon_size=“32″ title=“Ansprechpartner“]Prof. Dr. Dr. Timo Ulrichs

timo.ulrichs@igg.berlin[/bsf-info-box]

Osteuropa und die Globale Gesundheit

Seit dem Zerfall der ehemaligen Sowjetunion gehen ihre Nachfolgestaaten unterschiedliche politische und geostrategische Wege. Dies hat auch einen Einfluss auf die Gesundheit ihrer Bevölkerungen bzw. auf die Gestaltung des jeweiligen Gesundheitssystems. Dabei stehen die Länder in Osteuropa, im Südkaukasus und in Zentralasien gleichzeitig vor großen gesundheitlichen Herausforderungen. Allen gemeinsam ist die Notwendigkeit eines Umbaus ihrer Gesundheitssysteme von einem sozialistischen (Semashko-)System in ein funktionierendes System nach den Vorbildern in Westeuropa. Dabei spielen besonders die Finanzierung und die Organisation eine wichtige Rolle: Soll das System zentralistisch organisiert und über Steuermittel finanziert werden (nach dem Vorbild des Beveridge-Systems von Großbritannien) oder soll es sich selbst organisieren und verwalten und über ein Versicherungssystem finanziert werden (nach dem Vorbild des deutschen Bismarckschen Systems)? Die Gesundheitssysteme befinden sich seit dem Ende der Sowjetunion in einem Umbauprozess, und die WHO begleitet diesen im Rahmen ihres „universal health coverage“-Ansatzes. „Health care systems in transition“, auch in Ländern mit einem (heißen) Konflikt wie der Ukraine, sind ein gesundheitswissenschaftliches Gebiet, das vom Institut für globale Gesundheit und seinen Partnern in Osteuropa gemeinsam bearbeitet wird.

Auch spezifische gesundheitliche Herausforderungen wie diejenige durch Infektionskrankheiten werden in Kooperationsprojekten bearbeitet. Hierbei stehen besonders die Infektionskrankheiten Tuberkulose, HIV/AIDS und Hepatitiden im Vordergrund der Bemühungen. Besonders die Tuberkulose beeinträchtigt mit ihren sozioökonomischen Auswirkungen die Entwicklungsfähigkeit und damit auch den Umbau des jeweiligen Gesundheitssystems in den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion. Da viele Tuberkuloseerreger mittlerweile Resistenzen gegen die meisten anti-TB-Medikamente entwickelt haben, wird eine Behandlung immer schwieriger. Antimikrobielle Resistenzen“ waren ein wichtiges Thema des G20-Gipfels in Hamburg 2017, und am Beispiel der Tuberkulosebekämpfung ist es ein aktuelles Thema in der gesundheitlichen Kooperation mit osteuropäischen Partnern, auch mit Russland. Am Beispiel der gemeinsamen Tuberkuloseforschung lassen sich einige generelle Fragen von Global Health ableiten, da ein alleiniger biomedizinischer oder Public-Health-Ansatz nicht ausreichen, die Tuberkulose wirksam zu bekämpfen. Vielmehr spielen bei dieser armutsassoziierten Infektionskrankheit auch soziale, politische, ökonomische und kulturelle Faktoren eine Rolle, die in einem wirksamen, Ländergrenzen übergreifenden Ansatz berücksichtigt werden müssen.

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